Facebooks neue Jobangebotsfunktion - nicht für alle Unternehmen geeignet

Jobangebote konnte man zwar schon vorher teilen, jetzt wird die Funktion aber auch nativ als eigenes Feature eingebunden...

Kürzlich hat Facebook in den USA und in Kanada eine neue Funktion eingeführt, mit der man Jobangebote direkt auf Facebook veröffentlichen kann. Jobangebote bzw. Links zu Stellenangeboten konnte man zwar schon vorher teilen, jetzt wird die Funktion aber auch nativ als eigenes Feature eingebunden. Auf diese Weise tritt Facebook mit Portalen wie XING, LinkedIn, Monster oder Stepstone in Konkurrenz. Aktuell hat Facebook an dieser Front zwar noch recht wenig zu bieten, aber wer das Unternehmen kennt, weiß, dass Facebook per se immer groß denkt und auch nicht davor zurückschreckt Konkurrenten zu kopieren.

Eine native Einbindung von Jobangeboten bedeutet für Facebook, dass man für den gesamten Bewerbungsprozess das Portal nicht verlassen muss. Vom ersten Kontakt mit dem Stellenangebot über das Abschicken der Bewerbung bis hin zur Antwort durch das Unternehmen, alles findet auf Facebook statt. Nur das Bewerbungsgespräch wird vermutlich noch nicht über einen Facebook Videoanruf erfolgen.

Klingt auf den ersten Blick toll, bringt bei genauerem Hinsehen aber einige Probleme bzw. Hürden mit sich, vor allem für größere Unternehmen. Und um genau diese Hürden soll es auch in unserem Beitrag gehen. Wer sich für die genaue Gestaltung und die Funktionen des neuen Facebook-Formats interessiert, sollte sich zunächst den Artikel dazu auf www.allfacebook.de durchlesen.

Keine Anbindung externer Daten & Tools möglich

Die Veröffentlichung von Stellenangeboten erfolgt in der Regel über die Unternehmenswebsite. Manche Unternehmen spielen ihre Stellenanzeigen zudem über APIs direkt an externe Jobportale wie Monster, Stepstone oder Indeed aus.Eine solche Funktion bietet Facebook nicht. Der Import eines Stellenangebots ist weder über eine URL noch per PDF-Upload möglich. Die Informationen müssen (zumindest nach aktuellem Stand) händisch kopiert und korrekt in die Facebook-Maske übertragen werden.

Bei nur einer Stellenanzeige mag dies nicht sehr aufwendig sein, größere Unternehmen haben jedoch häufig mehrere hundert vakante Stellen zu besetzen. Klingt nach einem spannenden Studentenjob. ;)

Zusätzlicher Touchpoint, zusätzliche Arbeit

Und auch bei der Einreichung der Bewerbung und der anschließenden Kommunikation mit dem Bewerber ergeben sich Herausforderungen. Die eingehenden Bewerbungen landen üblicherweise bei einer zentralen Stelle im Unternehmen und werden dort weiterverarbeitet. Vor allem große Unternehmen greifen dabei häufig auf Bewerbermanagementsysteme zurück oder pflegen eigene umfangreiche Datenbanken. Kommt kein vollumfängliches Tool zum Einsatz, erfolgt die Kommunikation meist via E-Mail - dies ist auch der von Bewerbern häufig bevorzugte Kommunikationsweg.

Bei Jobangeboten auf Facebook ist dies nicht vorgesehen. Die Einsendung der Bewerbung und auch die anschließende Kommunikation erfolgen, wenn es nach Facebook geht, ausschließlich über das soziale Netzwerk. Für Personaler bedeutet dies einen zusätzlichen Touchpoint für Nachrichten und/oder ganze Bewerbungen. So etwas muss zunächst in die Arbeitsroutine aufgenommen werden. Zudem kann bezweifelt werden, dass alle Personaler so vertraut im Umgang mit Facebook sind, dass die Bedienung sofort reibungslos funktioniert.

Verantwortung für Facebook Fanpage liegt meist nicht in der Personalabteilung

Gibt es keine spezielle Facebook Karriere-Fanpage, müssen die Jobangebote auf der Unternehmensfanpage eingestellt werden. Wer schon mal hinter die Kulissen großer Fanpages von Unternehmen geblickt hat, weiß, wie viele Personen und Agenturen dort unter Umständen mitwirken und wie viele unterschiedliche Rollen es gibt. Die Rolle "Personaler" gibt es jedoch noch nicht. So muss man aktuell eine Admin- oder Editorenrolle innehaben um Jobangebote veröffentlichen zu können - ganz schön viel Befugnisse bei ggf. sehr komplexen Fanpages.

Um eine enge Zusammenarbeit zwischen dem HR- und Digital- bzw. Social Media Team kommt man daher wohl nicht herum. Dies ist aus meiner Sicht zwar ein durchaus positiver Aspekt - solch eine Vernetzung kann nie schaden - stellt aber in jedem Fall eine zusätzliche Hürde dar.

Datenschutzrechtliche Bedenken

Das Thema Datensicherheit spielt auch bei Bewerbungen bzw. im Recruiting eine relevante Rolle. So gibt es verschiedene datenschutzrechtliche Vorgaben die Facebook erfüllen muss, bevor man das Feature als deutsches Unternehmen bedenkenlos nutzen kann (Careerbuilder geht in einem Gespräch mit Arbeitsrechtsexpertin Katharina Schumann detailliert auf diese Vorgaben ein).

  1. Personenbezogene Daten müssen zwei Monate nach Besetzen einer Stelle dauerhaft gelöscht werden. Wir hatten bisher keine Möglichkeit zu testen wie bzw. ob man die eingegangenen Nachrichten und Bewerbungen löschen kann. Ob die Daten aber wirklich dauerhaft von der Plattform gelöscht werden, mag bezweifelt werden.
  2. Bewerbungsunterlagen dürfen nur Personen zugänglich gemacht werden, die mit der Besetzung der Stelle direkt betraut sind. Da aber alle Page Admins und Editoren über die Berechtigung verfügen Nachrichten bzw. die Bewerbungen einzusehen, werden hier die Vorgaben m.E. bisher noch nicht erfüllt. Eine neue "Personaler"-Rolle könnte diesen Mangel jedoch beheben.
  3. In direkter Verbindung zu der Bewerbung via Facebook steht auch das private Facebook-Profil des Nutzers. Heute sollte sich zwar ohnehin jeder Facebook Nutzer darüber bewusst sein, dass man mit den Privatssphäreeinstellungen sehr penibel sein muss und man sich Arbeitgeber ein Bild des Bewerbers mittels der öffentlich sichtbaren Profilangaben machen. Die direkte Verknüpfung aber fördert dieses Vorgehen natürlich.

Für wen eignet sich die Jobangebotsfunktion?

Zunächst ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass Facebook sein Angebotsspektrum erweitert. Aktuell eignet sich die neue Jobangebotsfunktion aber meiner Meinung nach nur für:

  • Kleine oder mittelständische Unternehmen die nicht sehr viele Stellen ausgeschrieben haben
  • Stellenangebote die sehr gut zur Facebook-Nutzerschaft bzw. zur eigenen Community passen
  • Sehr spitze Stellenangebote die über das detaillierte Facebook-Ad-Targeting gut zu bewerben sind

Natürlich immer unter den Voraussetzungen, dass die rechtlichen Rahmenbedingen eingehalten werden.Was haltet ihr von dem neuen Format?